Ja, Südafrika ist in einer schwierigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation. Niemand weiß dies besser als die Bewohner selbst, zu denen auch der Autor gehört.
Von Bernd Häfner – Wenn man aber darüber hinaus auch Zeit in Deutschland verbringt, fällt auf, dass sich das Bild von Südafrika in Deutschland stark verändert hat und sich auch weiter im Wandel befindet.
Sicher, die Nachrichten berichten eher über negative Dinge. Schon allein die Tatsache von über 6000 Morden in Südafrika pro Jahr, lässt zusammenzucken.
Aber das Entsetzen ist viel älter:
Da sind die Anklagen gegen den ehemaligen Präsidenten, deren Dauer der Gerichtsverhandlungen und Terminverschiebungen für deutsche Verhältnisse sehr unverständlich sind.
Die Farmaffäre des jetzigen Präsidenten, Korruption die alle Fesseln sprengt, Aufstände und Plünderungen in ganzen Landesteilen, Stromausfälle flächendeckend und dabei Sabotageanschläge, mangelnde Ausbildung und Streiks bei der Energieindustrie, werden in Deutschland sehr wahrgenommen.
Von dem hoffnungsfrohen Neustart Anfang der 90er Jahre und einer neuen Verfassung, die angelehnt an die von Deutschland, Frieden im Land, Gerechtigkeit gegenüber jedem, Vertrauen in die Zukunft und die Wiedereingliederung in die demokratische
Staatengemeinschaft bringen sollte, ist nichts mehr zu sehen.
Das Fernbild der Deutschen wurde gerade noch durch die südafrikanische Außenministerin während er G7- Sitzungen bestätigt. Südafrika weigerte sich zu dem Angriffskrieg der Russen gegen die Ukraine Stellung zu beziehen.
Die Vertreterin eines Landes das auch durch den Druck vieler, vieler demokratischer Kräfte und Länder, sich von der Apartheid befreien konnte, sieht sich nicht in der Lage den Verursacher von Menschrechtsverletzungen in Europa, Kriegsverbrechen und Massentötungen zu benennen.
Wie tief ist Südafrika gesunken!
Wie schade für ein Land, dass alle Chancen hatte, der Welt nach dem Neustart zu zeigen, dass bei allem was Südafrika und die Menschen dort haben ertragen müssen, ein friedliches und menschliches und vor allem demokratisches Miteinander möglich ist.
Ich kenne eine Vielzahl von engagierten Bürgern in Südafrika, die alle Anstrengungen unternehmen der Wirtschaft und der Demokratie ihres Landes, zum Erfolg zu verhelfen.
Die öffentliche Anerkennung für ein Land wird jedoch nicht zuletzt durch ständige Nachweise verfehlter Staatsführung geprägt.
Das Bild, das sich die Bürger Deutschlands von Südafrika machen, hat in den letzten Jahren sehr gelitten. Es wird dauern, bis sich das ändern wird. Es wird an Südafrika selbst liegen, hier aktiv zu arbeiten.
Ich wünsche meiner zweiten Heimat, dass es gelingt. Die Menschen in Südafrika haben es verdient.
Bernd Häfner:
Nach dem Studium der Betriebswirtschaft und anschliessenden Tätigkeiten in Verbänden der Wirtschaft und Technik. In Kassel war Bernd Häfner 25 Jahre im dortigen Stadtrat tätig. Er bereiste Südafrika ab 1986 regelmässig als Tourist. Seit 2009 pendelt er zwischen Jeffreys Bay und Kassel.
Titelbild: Blick auf den Strand von Jeffreys Bay vom Dach der Villa African Queen, Foto Wikipedia
Kommentar von Sven Theus auf FB:
“Ich kann nur bestätigen das dies ein schönes Land ist und tatsächlich wirtschaftlich und politisch vor dem Abgrund steht aufgrund der Unfähigkeit und Korruption in der Regierung und den Departments auf allen Ebenen. Eine leider sehr traurige Korrektur – in Südafrika gibt es im Schnitt pro Tag 67 Morde was im Jahr mehr als 24.000 Morde entspricht und nicht 6.000 Morde.”