Ein Trunk geboren aus den vier Elementen des Lebens. In gesunder Erde gewachsen, vom frischen Wasser genährt, an reiner Luft gedeiht und im heißen Feuer gebrannt. Brandy ist Alchemie. Die Kunst, Wein in ein bernsteinfarbenes, weiches Destillat zu verwandeln. Und der beste Brandy kommt aus Südafrika.
Ludger Pooth – Brandy in Südafrika und Whisky in Schottland hatten lange ein ähnliches Image. Der typische Whisky Trinker, ein rothaariger Fischer mit Rauschebart und Arran Pullover. In Südafrika der Brandy Freund, ein bauchiger Bauer in Khaki Kleidung. Der schottische Fischer: Whisky pur, höchstens mit Eis. Der südafrikanische Bauer: Brandy selten pur, meistens mit Cola.
Dieses Klischee ist inzwischen Geschichte. Das Marketing von Whisky zielt erfolgreich auf die junge Generation und vor allem Frauen. Erfolgreiche urbane Menschen genießen Whisky.
In Südafrika machten vor einigen Jahren die Brandy Foundation und die großen Destillen Feuer unter dem Kessel. Nicht mehr Bure mit Brandy Cola. Stattdessen Brandy Cocktails für die Regenbogen Nation.
Brandy wird weltweit auf viele Arten destilliert. In Südafrika schreibt das Gesetz vor, dass Brandy nur aus lokalem Wein in Kupferkesseln, den Pot Stills, und zweimal gebrannt wird. So wie in Frankreich der Cognac. Brandy vom Kap ist deshalb bekannt für ausgezeichnete Qualität. In den vergangenen Jahren wurden bei der „International Wine & Spirit Competition“ in London mehrmals südafrikanischer Brandy als Weltbester ausgezeichnet.
Die Tradition des Brandy am Kap ist so alt wie der Weinanbau. Die Siedler der Holländisch Ostindischen Handeslkompanie legten als erste das Feuer unter den Kessel. Die Geschichte berichtet von einem Schiffskoch, der 130 Liter Brandewijn in der Tafelbucht destillierte. Das war 1672.
Schon bald nach dem Beginn des Weinanbau hatte jeder Winzer auf den Ländereien nördlich von Kapstadt seinen Brennkessel. Sie brannten auch munter weiter, als der holländische Gouverneur Willem-Adriaan van der Steel das Brennen untersagte. Ein Protektorat zum Schutz der Einfuhr holländischen Brandewijn von der Dutch East Indian Company. Das unpopuläre Verbot wurde 1707 aufgehoben.
Die nächste Prohibition von privater Destillation, 1924 dauerte exakt 70 Jahre. In dieser Zeit kontrollierte und regulierte die „Kooperatiewe Wynbouwers Vereniging“ die gesamte Wein- und Brandyindustrie. Wein und Brandy von KWV waren ausschließlich für den Export bestimmt und konnten im Land nicht erworben werden. Das tötete jegliche Kreativität und Enthusiasmus der Winzer. Nach dem Ende der Apartheid wurde das Monopol aufgehoben.
Schon bald erwarben erste Winzer Brennlizenzen, machten wieder Feuer unter den Kesseln. Die Privatdestillen und die großen Brennereien bringen heute Südafrika auf Platz 5 der Weltexporteure für Brandy.
Brandy ist so gut wie die Trauben. In Südafrika werden fast ausschließlich Chenin Blanc und Columbar verwendet. Das Klima für den Weinanbau ist ideal. Lange, heiße und trockene
Sommer. Kühle Seebrisen. Milde regnerische Winter. Der fruchtbare Boden wurde über die Jahrhunderte aus den frei fließenden Flüssen angeschwemmt. Lehm und Schiefer.
Hier wachsen gesundende Trauben, frei von Schimmel und Mehltau und Pilz. Ausgezeichnete Qualität und Quantität. Denn um einen Liter Brandy zu destillieren braucht der Destillateur fünf Liter Traubensaft.
Ein kurzes Schnuppern an der der klaren farblosen Flüssigkeit aus dem Kupferkessel gibt einen wagen Hinweis der delikaten Fruchtaromen, die noch versteckt dahinter liegen, was nach der Fassreife einmal ein feiner Brandy wird. Chemische Analysen des Brandy ergaben mehr als 1300 flüchtige Verbindungen, ergo Duftstoffe, die alle mit den menschlichen Sinnen erfasst werden.
Es bedarf nicht einer ausgeprägten Vorstellungskraft, um zu erahnen was dabei herauskommt kann, wenn eine alkoholische Flüssigkeit von solcher Komplexität über Jahre in ein Eichenfass geschlossen wird. Dann werden die Aromen entschleiert und das kupferne Gold tritt heraus.
Alchemie und somit auch ein Wunder der Natur. Das Elexir ist der Brandy. Statt Prost sagt man in Südafrika auf Afrikaans Gesondheid. Also laßt uns anstoßen auf die alten Buren.
Mehr zum Thema hier: SOUTH AFRICAN BRANDY Foundation
Brandy Genuß Brevier
Brandy! Die Reise zur Sinnesfreude beginnt mit dem ersten Blick auf die schimmernde, bernsteinfarbene Flüssigkeit im Glas. Beim näheren Hinschauen beginnt der Vergleich mit anderem Brandy. Und das Erstaunen wächst über die verschiedenen Farbtöne von Gold und Bernstein. Die Farben verraten die kleinen Geheimnisse von Herkunft und Alter. Helle Töne indizieren Jugend. Je dunkler, desto länger reifte der Brandy in Eichenfässern. Allerdings hängt dies auch vom Alter der Fässer ab. Ältere geben weniger Farbe an das Destillat ab als junge Eichenfässer. So kann ein alter Jahrgang-Brandy heller sein als einer, der für die Mindestzeit von drei Jahren in einem neuen Fass ruhte.
Ein Glas Brandy braucht Zeit. Die Aromen werden langsam erschnuppert. Sie kommen in Schichten. Hastigkeit hält sie gefangen und die Nase riecht nur Alkohol. Das richtige Glas ist ein Schwenker, wie es in deutsch genannt wird. Ein Kenner wird seinen Brandy jedoch nie schwenken. Wegen des hohen Alkoholgehalts ist Brandy leicht flüchtig. Aroma und Bukett gehen beim Schwenken verloren. Das Glas sollte auch nicht erwärmt werden. Die richtige Trinktemperatur liegt bei 15 – 18 Grad Celsius.