Wednesday, December 6, 2023
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Eine scharfe Story: Die Macht der Gewürze

Die besten Geschichten schreibt immer noch der Zufall. So war es auch bei der Lemon Pepper Kompanie. Zwei Journalisten suchten während Ihrer Dreharbeiten in Südafrika nach guten Gewürzen für Zuhause. Mehr war nicht geplant – eigentlich …

Red. – “Es war unglaublich: Aus dem undefinierbar braun-roten Pulver stieg ein Duft auf, den man nicht mehr vergaß. Und erst auf der Zunge: Geschmacksnuancen, die sie so noch nie erlebt hatten. Das Ganze in einer unscheinbaren Metallschüssel inmitten dutzender, anderer Gewürzschüsseln. Auf dem zugehörigen Schild stand schlicht: Lemon Pepper. Ein Gewürz, das in Südafrika so allgegenwärtig ist, wie Pfeffer und Salz in Deutschland. Meist eine gewöhnungsbedürftige, staubtrockene Mischung aus Pfeffer und Zitronenstücken. Aber dieser war ganz anders. „Do you like it?“, fragte eine zierliche Inderin und lächelte in sich hinein – sie kannte die Antwort schon.” So beschreibt Susanne die erste Begegnung.

Peter Kemnitzer und Susanne Moll hatten sich einen Tag Zeit genommen, die Märkte von Durban abzuklappern. Das Ziel: typische Gewürze und nach einiger Zeit landeten sie am Stand von Mrs Meddy. Unscheinbar und bunt wie Dutzende andere in der Nachbarschaft. Doch eine Probierrunde über den Markt machte klar: Mrs Meddy´s Gewürze sind anders, intensiver, außergewöhnlich. „Wir konnten es nicht glauben, dass nur sie diesen Geschmack hinbekommt, aber es war so und ist bis heute so“, beschreibt Peter seine Verwunderung. „Die ganzen Jahre danach haben wir bei unseren Aufenthalten in Südafrika keinen Gewürzstand ausgelassen, um auch woanders diese speziellen Gewürze zu finden – aber umsonst“, bestätigt Susanne. Mrs Meddy ist es gelungen, afrikanische und indische Gewürze auf ihre ganz eigene Art zu verbinden und im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten auf alle Zusätze wie Geschmacksverstärker, Streckmittel und Co. zu verzichten. Jedes Gewürz mischt sie ausschließlich von Hand, prüft die Qualität der Zutaten akribisch.

Peter und Susanne sind seit 1998 ständig im Südlichen Afrika unterwegs, haben hier Dutzende von Reportagen und Dokus gedreht und viele Printartikel verfasst. Nebenbei lernten sie Land und Leute schätzen, fanden viele Freunde und schauten als begeisterte Hobbyköche auch neugierig in die Kochtöpfe. “Wir waren und sind fasziniert von der Vielfalt der südafrikanischen Küche”, beschreibt Peter sein Interesse “und man entdeckt ständig etwas neues, die Küche am Kap hat sich in den letzten 15 Jahren unglaublich entwickelt” beschreibt Susanne ihre Faszination. Das liegt sicher mit an dem einzigartigen Angebot von Waren: Frischer Fisch, tolles Fleisch und eine schier unendliche Vielfalt an Obst und Gemüse. Genauso groß sind die Unterschiede beim Würzen: In der klassischen Burenküche gilt Pilztütensuppe als angemessener Geschmacksverstärker für Fleisch und Apricotjam als vollwertiges Fischgewürz, während die Kap-malayische und die Indische Küche eine unglaubliche Gewürzvielfalt kennt. Und in die haben sich die beiden Journalisten verliebt. „Wenn man die südafrikanische Vielfalt an möglichen Zutaten mit der ebenso unendlichen Vielfalt an indischen und afrikanischen Gewürzen verbindet, kommt etwas heraus, dass es nur hier am Kap gibt“, sind die beiden überzeugt. Und seither geht kein Südafrikatrip ohne ein Besuch bei Mrs Meddy Gewürzmanufaktur in Durban.
Inzwischen sind sie auch gut befreundet. Mrs Meddy war es auch, die die Beiden ermutigte, das Gewürz zu exportieren, biss aber damit bei den beiden Journalisten zuerst auf Granit – viel zu kompliziert. „Lebensmittel von Afrika in die EU importieren, das hatte in meinen Laienvorstellungen was alptraumhaftes, wenn man sich überlegt, mit was für einem Wust von Vorschriften sich schon eine Pommesbude in Deutschland rumschlagen muss“, fasst Peter seine anfänglich ablehnende Haltung zusammen.
Geändert hat das ein befreundeter, italienischer Gastronom, Salvatore Marrazzo. Der servierte den Gästen in seinem gehobenen Speisetempel in Esslingen Thunfisch mit Mrs Meddy´s Lemon Pepper. Die Feinschmecker flippten aus. Ein hektischer Anruf von Salvatore: „Habt Ihr noch Lemon Pepper – die rennen mir die Bude ein!“ – „Ja ein Kilo“ Salvatore: „Macht Ihr Witze?“. Die Lage war ernst.
Druck kam auch von anderer Seite: Die befreundete Kochschule Kochpunkt in Stuttgart mit ihrer quirligen Chefin, Angelika Thiele, entwickelte sich auch zum Großabnehmer, selbst die original schwäbische Maultasche schwebte dank des südafrikanischen Lemon Peppers in neuen Geschmackshöhen. Dumm nur: Peter und Susanne hatten keine Großmengen.
Reumütiger Anruf bei Mrs Meddy: „Wir brauchen dringend die Gewürze“ trockene Antwort: „ I know Peter, give me two weeks“. Warum muss sie immer recht haben?
Zwei Monate später saßen Peter und Susanne auf mehreren Hundert Kilo schweren Gewürzsäcken, frisch aus Durban importiert. In einer Mischung aus Euphorie und Panik: „Und wenn den jetzt keiner will?“ – „Dann haben wir bis an unser Lebensende super Gewürze“. Aber alles ging weg.
Jetzt gut vier Jahre später läuft die Lemon Pepper Kompanie rund, hat einen großen Kreis an Stammkunden und beliefert auch viele renommierte Gastronomen. Jedes mal, wenn eine neue Gewürzidee geboren wird, treffen sie sich mit Mrs Meddy in Durban und mischen solange bis alle zufrieden sind. Das kann viele Tage dauern. Erst dann geht der neue Geschmack auf die Reise.

Bei aller nötigen Routine ist der Spaß des Start-Ups geblieben. Zudem ist ein kleines, eigenes Unternehmen auch eine spannende Ergänzung für Menschen, die sich sonst mit Dokus und Markenstrategien befassen. Eintauchen in eine ganz eigene, andere, spannende Welt. Inzwischen kommen auch Anfragen an die Lemon Pepper Kompanie von großen Lebensmittelhändlern, die Mrs Meddy´s Gewürze listen wollen.
Aber sie bekommen alle eine Abfuhr, „Natürlich achten wir auf die betriebwirtschaftlichen Faktoren, aber es muss immer noch Spass machen. Uns und unseren Kunden“ umreißt Susanne die Philosophie der Lemon Pepper Kompanie. „Klar freuen wir uns, wenn es sich entwickelt, aber alles muss in einem Rahmen bleiben, den wir händeln können und die Qualität darf nicht unter der Menge leiden – da ist für uns Schluss“, betont Peter “und die Chemie zwischen uns und unseren Partnern muss stimmen” ergänzt er. Deswegen verkaufen sie auch nur selbst im eigenen Onlineshop oder über ihre handverlesenen Partner, Amazon und Ebay sind als Verkaufsplattform tabu.

Jetzt steht eine neue Stufe an: Auf der stuttgarter Genußmesse kulinart am 18. und 19. November stellt die Lemon Pepper Kompanie zusammen mit den Partnern Kochschule Kochpunkt und dem Weingut Schalkenbosch erstmals den Gemeinschaftsstand Südafrika. Mit viel Vorschusslorbeeren bedacht, eine neue Idee für die renommierte Messe. Gedacht auch als Treffpunkt Gleichgesinnter. „Wir sind unglaublich gespannt, ob das funktioniert und freuen uns auf die Südafrika-Fans“, fiebert Susanne dem Lemon-Pepper-Kompanie-Highlight des Jahres entgegen. Für Gewürzliebhaber bietet die Lemon Pepper Kompanie aus Filderstadt bei Stuttgart inzwischen fünf verschiedene, handgemischte Gewürzmischungen und südafrikanische Kochkurse mit der Kochschule Kochpunkt. “Fast jeder, der bei uns mal ein Gewürz gekauft hat, kommt wieder”, betont Susanne “und viele, die die südafrikanischen Kochkurse gebucht haben, sehen wir auch wieder”, fügt Peter mit schwäbisch reduziertem Stolz hinzu.
Nicht schlecht für eine spontane Idee bei einem Glas Wein nach einem wunderschönen Braaiabend.
Angefangen hat alles mit ein paar Säcken Gewürzen in der Garage.
Aber haben in Garagen nicht schon ganz andere Karrieren begonnen?

4 Fragen an Susanne und Peter

Kap Express: Wie seit Ihr auf die Idee gekommen, Gewürze zu importieren ?
Peter: Zuerst wollten wir es gar nicht. Uns reichte es, in unser Drehgepäck soviel Lemon Pepper reinzustopfen, dass wir am Gewichtslimit waren. Das war genug für uns und die Freunde. Wobei es schon grenzwertig war. Bei 20 Kilo Gewürze dem Zoll klarzumachen, dass das ausschließlich Eigenbedarf ist, da gehen einem schon die Erklärungen aus. Dann gerieten wir noch in einen Drogentest und der hochsensible Hund wälzte sich nach einem tiefen Schniefer an unserem Gepäck auf dem Boden und war vorübergehend arbeitsunfähig. Dem Zoll hatten wir es schnell erklärt, dass es keine Drogen sind, aber es war klar: wir mussten was ändern.

Kap Express: Und wie war dann der Schritt zum Gewürzhändler?
Peter: Erstaunlich einfach. Wir hatten einen befreundeten Spediteur im Kreuz, der uns alle nötigen Formulare gab. Dann noch ein Gewerbe anmelden und es kann losgehen. Da es Lebensmittel sind, gelten ein paar klare Spielregeln, damit nur einwandfreie Ware ins Land kommt, das ist aber auch gut so.

Kap Express: Inzwischen läuft es bei Euch sehr erfolgreich, wisst Ihr warum?
Susanne: Wir glauben, es sind drei Faktoren: Ein Top-Produkt, ein wertiges Design und wir sind zum „Anfassen“. Es gibt uns wirklich, ebenso wie Mrs Meddy und wir haben eine authentische Geschichte. Die Menschen wollen wieder wissen, was sie essen, woher es kommt und wer dahinter steckt. Uns kann man auch einfach anrufen und sich entweder Reise- oder Kochtipps holen. Das schafft Vertrauen und Bindung.

Kap Express: Wo soll die Reise der Lemon Pepper Kompanie hingehen?
Susanne: Wir haben den Luxus, nicht davon leben zu müssen. Deswegen achten wir darauf, dass der Spass nicht zu kurz kommt und wir arbeiten nur mit Menschen zusammen, mit denen die Chemie stimmt. Klar, müssen die Zahlen passen, aber Spass und solide Wirtschaftsweise schließen sich nicht aus. Nicht verhandelbar ist die Qualität. Natürlich bekämen wir ähnliche Gewürze wesentlich billiger, aber das ist nicht unser Stil. Unsere Mrs Meddy ist da auch kompromisslos, wir haben in Durban alle großen Gewürzhändler abgeklappert und die haben unisono den Hut gelupft vor der Qualität von Mrs Meddy´s Gewürzen. Mehr Ritterschlag geht nicht.
In ein paar Jahren sehen wir einen soliden, kleinen Laden, der es schafft, mit seinen handgemischten Gewürzen für Südafrikafans den Urlaub etwas zu verlängern oder sie am Kochtopf kurz zurück ans Kap zu schicken. Zusammen mit Partnern, die auch so denken und auch das haben, was für uns so wichtig ist: Leidenschaft.

Kap Express bedankt sich für die Geschichte und das Interviiew.

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