Das Jahr 2013 kommt langsam zu seinem – mehr oder weniger – wohlverdienten Ende und der erste Eindruck beim Blick in den Rückspiegel deckt sich mit dem vom letzten Jahr: Das ging alles viel, viel zu schnell und der Nachname des Weihnachtsmannes ist sicher wieder nicht „Zuma“, denn der hat Südafrika kein Geschenk gemacht.
Warum nicht? Wahrscheinlich weil er das Geld benötigte, um für 200 Millionen Rand das Sicherheitssystem in seinem Privathaus zu verbessern (er ist ja ein ganz Beliebter!) und eine Anzahlung für eine Image Kampagne zu leisten, denn da ist nun für die Welt sichtbar viel Nachholbedarf glaubt man den Kameras bei Mandelas Trauerfeier, wo er von seinen eigenen Leuten ausgebuht wurde. Doch auch wenn das Jahr mit Sieben-Meilen-Stiefeln verging, so war es doch lang genug um jede Menge neue Entwicklungen zum Vorschein zu bringen:
Die Wirtschaftskennzahlen gehören sicherlich nicht zu den positiven Entwicklungen im Lande. Das Wirtschaftswachstum lag zu Beginn des Jahres noch bei ohnehin mittelmäßigen 2,2%, musste aber – wie oft auch in Deutschland – vier Mal nach unten korrigiert werden. Zum Ausklang des Jahres darf nur noch mit einem Wachstum von 1,8% gerechnet werden, Lichtjahre hinter dem durchschnittlichen Wachstum aller anderen Ländern südlich der Sahara. Zur gleichen Zeit gab ein anderer Indikator wenig Anlass zur Hoffnung derjenigen, die unter Schuld- und Hypothekenzinsen zu leiden haben: die Inflationsrate! Für die vergangenen Jahre blieb es beim Zielkorridor für die Inflation zwischen 3% und 6% und der Jahresauftakt fand selbige bei 5,7%, gerade noch im Rahmen, dennoch stieg sie im August auf 6,4% und verließ den Korridor, um just zum Jahreswechsel auf 5,3% zurückzukehren. Ein Lichtblick doch nicht gut genug für den stetig tagenden Zentralbankrat, um die Zinsen – seit über einem Jahr bei 8,5% – zu senken.
Das Jahr 2013 war darüber hinaus weiterhin von den Folgen der gewalttätigen Ausschreitungen in der Marikana Mine überschattet, einer von vielen Faktoren, der das Vertrauen lokaler wie ausländischer Investoren dieser Tage beeinträchtigt. Die Unfähigkeit der gegenwärtigen Regierung ihr Mandat vom übermäßigen (unmäßigen?) Einfluss der Gewerkschaften auf den Arbeitssektor zu trennen hat die anfängliche Glut zu einem Feuer von Ausfallzeiten im Produktionssektor und damit verbundenen Rückgang der Staatseinnahmen entfacht. Wilde Streiks, Forderung von ungerechtfertigten zweistelligen Lohnerhöhungen und eine einzigartige Abwesenheitsrate unter gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmern und Staatsbediensteten haben die Wirtschaft in einen nahezu paralysierten Zustand getrieben.
Die Konsequenz zeigt sich frustrierend eindrucksvoll in der Arbeitslosenquote Südafrikas, die bei um die 25% herumdümpelt, weit, weit weg von den hehren Zielen Zumas und Manuels. Die Konsequenz zeigt sich aber auch im Einfluss auf den ohnehin hoch-volatilen Rand Kurs. Während dieser zu Beginn des Jahres noch mit R 11,20 einen Euro bzw. mit R 8,40 einen Dollar erwerben konnte, mussten zum Jahresende zwischen 25% und 28% mehr „Randelas“ auf den Tisch gelegt werden, die Kurse standen bei R 14,30 zum Euro und R 10,50 zum Dollar, letzterer Zuwachs etwas milder dank der hausgemachten Fiskalkrise bei Onkel Sam.
Sprechen wir über Onkels, dann fällt in diesem Jahr auch wieder der Blick auf unseren Nachbarn Onkel Bob. Die Wiederwahl des Wahlfälschers und Wirtschaftszerstörers Robert Mugabe und seiner ZANU-PF Partei wirft erneut Schatten über die Region der SADC. Auch wenn inzwischen klar ist, dass die Hauptzahl seiner Wähler seit bis zu 150 Jahren verstorben ist, so macht die weitere Entwicklung in Zimbabwe Sorgen! Der gnadenlose Afrikanisierungsprozess (Indigenisation), der ausländische Unternehmer aus dem Einzelhandel verbannt, die Verstaatlichung von Minen und Banken sowie die jüngsten Gesetzesentwürfe zum Wahlrecht und der Doppelstaatsbürgerschaft können schnell als Vorlage für Wahlsieg-geile ANC Politiker dienen.
Doch nicht nur der Nachbar ist fleißig, was die Gesetzgebung anbelangt. Das Pendel-Parlament aus Pretoria und Kapstadt hat in 2013 Überstunden gemacht, um mit mehr sinnlosen als sinnvollen gesetzlichen Neuerungen aufzuwarten. Erwähnt seien an dieser Stelle – unter völliger Vernachlässigung jeglicher Chronologie oder Vollständigkeit – die neuen verschärften Verwaltungsvorschriften zum Broad-based Black Economic Empowerment (BEE) sowie das Investitionsförderungs- und Schutzgesetz, das amateurhaft versucht die Wunden zu heilen, die Südafrikas einseitige Kündigung der Investitionsschutzabkommen mit seinen Europäischen Handelspartnern aufgerissen hatte. Der Gesetzesentwurf ist nicht das Papier wert auf dem er hingeschmiert wurde und in der Phase öffentlicher Beteiligung finden tausende von Seiten Kritik den Weg zu ihren Erfindern bis am 31. Januar 2014 begonnen werden muss nachzubessern.
Nachbesserung und vor allem Verbesserung ist auch ein Thema des Jahres gerade im Hinblick auf Südafrikas Infrastruktur, die wieder einmal in den Fokus des eifrigen Betrachters gerückt ist, nachdem sie über so viele Jahre anderen afrikanischen Ländern als Vorbild gedient hatte. Die Wasserversorgung ist gefährdet nachdem das zuständige Ministerium lieber auf Parties in Dubai anwesend war, statt im lokalen Planungsamt. Alle Dammprojekte hängen ihrer Verwirklichung hinterher. Strom ist ein schnell spürbares Thema, bei dem auf den Kraftwerksbaustellen Medupi und Kusile die Gewerkschaften „Dienst nach Vorschrift“ verordnen und Schlendrian zum Vorarbeiter ernannt haben. Im Bereich der erneuerbaren Energien hat es der neue Minister nicht eilig und die Verkündung neuer Kapazitäten und deren Verwirklicher ist erneut auf den 31. Dezember 2013 verschoben worden. Parallel dazu steht die Autobahnbehörde SANRAL kurz vor dem finanziellen K.O., da jeder – aber auch wirklich jeder – bei der Einführung der Maut in Johannesburg entweder streiken darf oder aber bei Gericht den 500sten Widerspruch einlegt, weil er lieber € 60 im Restaurant ausgibt als € 20 für eine intakte Autobahn. In allen Bereichen kompensieren die Behörden ihre geistige Windstille durch blinden Aktivismus, eine verlässliche Planung ist nicht gekonnt oder nicht gewollt!?
Doch zumindest eine Person findet man dieser Tage gutgelaunt zwischen China und dem Kap hin und her jetten, im Leopardenfell auf seiner und anderen Hochzeiten tanzen und seinen wichtigsten Handelspartner wiederholt am auf die Zehen treten während er hinter seiner 200 Millionen Rand teuren Sicherheitsanlage mitten von Nirgendwo von seiner Wiederwahl träumt. Der große JZ hat Ignoranz inzwischen zur Kunstform erhoben und grinst weiter in dem Glauben, dass seine unheilige Allianz mit den Gewerkschaften die Buuh-Rufe überleben und der ANC wieder stärker wird, ungeachtet neuer Parteien wie EFF und Agang, die als beste Stimmenräuber dieser Tage die Werbetrommel rühren. Um das böse Erwachen bei den kommenden Wahlen zwischen April und Juli 2014 wird ihn Gott-sei-Dank keiner mehr bringen und es ist ihm angeraten jetzt schon seine Fellmütze zu nehmen und sich ein Gärtnerei-Handbuch unter die Weihnachtspalme zu legen.
Das Jahr 2013 sah vom behinderten Laufstar, der seine Freundin am Valentinstag durch die Klotür erschoss, bis zu stark veränderten und verschärften Wetterformationen vom Kap bis zum Highveld fast alles und zum Ende leider auch den biologischen Abschied des Übervaters der Nation, der Ikone vieler Völker, Nelson Rohlihlahla Mandela – Tata Madiba. Die Guten verschwinden zur Unzeit wie die Nashörner in einer Ära in der Vorbilder so dringend gebraucht werden, während es den grundlos legitimierten Egoisten, Vetternwirtschaftlern und Despoten erlaubt ist, weiter in den derzeit grünen Auen Südafrikas zu wandeln.
2014 steht einer großen Herausforderung gegenüber, das Land mit wirklichen Landesfürsten zu versehen, die das zurückbringen, was viele – hoffentlich zu voreilig – schon als verloren sehen: Vertrauen, Ehre, Wachstum und Demokratie!
Frohe Weihnachten und – lieber Weihnachtsmann – falls Du wirklich nicht weißt was Du Südafrika unter den Baum legen sollst? … lies einfach mal die Nachrichten 😉
Ralph M Ertner, Into SA