„Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht wieder los!“ denkt sich dieser Tage manch einer, der nicht unbedingt gerade im Zauberlehrling geblättert hat, aber vielleicht versucht hat, die Tragweite der neuen Codes of Good Practice zu verstehen, die dem BEE Gespenst neues, wenn auch wenig erfreuliches Leben einhauchen
Am 11. Oktober wurden in einem zweiten, leicht veränderten Gewand die neuen „Spielregeln“ bei der Einstufung in eine der acht möglichen Black Economic Empowerment Ebenen veröffentlicht und werden nun unwiderruflich ein Jahr später vollständig in Kraft treten, sowie die bisher gültigen Codes aus der in der Zwischenzeit noch möglichen Anwendbarkeit drängen. Doch auch wenn für den Übergangszeitraum noch die Wahl zwischen alten und neuen Codes besteht, so ist es dennoch wichtig, sich bereits jetzt mit den neuen Spielregeln auseinanderzusetzen, denn einen „Quick-Fix fünf vor zwölf“ wird es nicht mehr geben.
Kleinstunternehmen (EME)
Die bisherigen Umsatzgrenzen eines Unternehmens, die die Anwendbarkeit der jeweiligen Scorecard bestimmen, haben sich zunächst einmal nach oben verschoben. Das hat weniger mit versteckter Inflation zu tun, sondern vielmehr mit der Vereinfachung der Erreichbarkeit höherer BEE Klassifizierung für kleinere und Kleinstunternehmen. Der Kreis der von der Anwendung der bisherigen Scorecards ausgenommenen Exempt Micro Enterprises (EME), Kleinstunternehmen unter fünf Millionen Rand Jahresumsatz, wird nunmehr auf Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zehn Millionen Rand ausgeweitet. Sie erhalten auch weiterhin auf Antrag ein „Level 4“ Zertifikat, haben sie aber mehr als 50% schwarze Gesellschafter gibt es bereits ein „Level 2“ und bei 100% schwarzen Gesellschaftern sogar ein „Level 1“. Das war bisher nicht möglich.
Qualifizierende Kleine Unternehmen (QSE)
Als Qualifying Small Enterprises (QSE) werden nun Unternehmen unter 50 Mio. anstatt bisher 35 Mio Rand angesehen. Sie dürfen nun nicht mehr BEE Punktekategorien streichen, sondern sammeln – genau wie alle übrigen Unternehmen – Punkte in allen Kategorien der Scorecard, allerdings mit einem bedeutenden Unterschied, denn sie müssen nur in zwei der Hauptkategorien die Mindestanforderungen erreichen, und zwar in der Kategorie Ownership (Anteilseigner) und entweder in der Kategorie Enterprise and Supplier Development (Unternehmens- und Zulieferer Förderung) oder in der Kategorie Skills Development (Fähigkeiten Entwicklung bzw. Ausbildung). Erreichen Sie hier nicht 40% der festgelegten Schwellwerte, verlieren sie nicht nur so Punkte, sondern werden auch eine Stufe (Level) niedriger eingestuft, quasi eine Strafabwertung!
Scorecard, Schwellwerte und Level
Die bisher sieben Kategorien der Scorecard sind durch Verschmelzung von vier alten Kategorien auf nunmehr insgesamt 5 Kategorien reduziert worden:
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1. Ownership (geblieben)
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2. Management Control (Management Control + Emplyoment Equity)
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3. Skills Development (geblieben)
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4. Enterprise & Supplier Development (Preferential Procurement + Enterprise Devlopment)
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5. Socio-Economic Development (geblieben)
Dabei sind die Kategorien 1, 3 und 4 als primäre Kategorien anzusehen, die übrigen als sekundäre, was später bei den Schwellwerten eine Rolle spielt. In allen Kategorien zusammen können nunmehr 109 Punkte und 9 Bonuspinkte erreicht werden, im Gegensatz zu den früheren 100 normalen und 7 Bonuspunkten. Sind die Punkte addiert führen sie zur Einstufung, mit neuen Grenzen zwischen den einzelnen Stufen und Anerkennungs-Prozentsatz (bisherige Grenzen in Klammern):
Level 1: 100 – 109 (100 – 107) 135%
Level 2: 95 – 99 (85 – 99) 125%
Level 3: 90 – 94 (75 – 84) 110%
Level 4: 80 – 89 (65 – 74) 100%
Level 5: 75 – 79 (55 – 64) 80%
Level 6: 70 – 74 (45 – 54) 60%
Level 7: 55 – 69 (40 – 44) 50%
Level 8: 40 – 54 (30 – 39) 10%
Neu ist die Einführung der Schwellenwerte. Für die primären Kategorien besteht nunmehr die Pflicht, mindestens 40% der vorgegebenen Richtwerte zu erreichen. Werden diese Schwellenwerte von QSE bei der Kategorie Ownership sowie mindestens einer der anderen beiden primären Kategorien nicht erreicht, bzw. bei großen Unternehmen nicht in allen drei primären Kategorien, so wird das Unternehmen insgesamt um eine ganze Stufe (Level) abgewertet, unabhängig davon wie viele Punkte in anderen Kategorien erreicht wurden.
Sonstige Änderungen
Eine Vielzahl der Änderungen findet sich in den detaillierten Kategorien der neuen Scorecard, die an dieser Stelle nicht umfassend dargestellt werden, aber gerne in individuellen Gesprächen näher erläutert werden. Einige Änderungen sollen jedoch kurz – stichpunktartig – herausgehoben werden:
- – Erstmalig wird der Begriff „Schwarz“ in sechs Untergruppen aufgeteilt, die jeweils eigene Punkte erzielen: Schwarze, Inder und Farbige, jeweils männlich und weiblich;
- – Junior Manager sind nunmehr Bestandteil der Management Kontrolle;
- – Ausbildung arbeitsloser Schwarzer außerhalb des Unternehmens zählen zum Skills Development;
- – Insgesamt 44 Punkte im Supplier & Enterprise Development allein erreichbar;
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– Value-adding Suppliers werden durch Empowered Suppliers ersetzt, EME sind automatisch „empowered“;
- – Nur noch 5 Punkte erreichbar im Socio-Economic Development.
Zusammengefasst: Unternehmen, die sich frühzeitig mit den neuen Regeln vertraut machen und in die Unternehmensplanung einfließen lassen, haben nicht den Schwarzen Peter, sondern den am Ende des Tages Kreuz und Pik Bube, denn die sind schwarz und nach den neuen Codes of Good Practice mit Sicherheit Trumpf!
Ralph M Ertner
Into SA