Der derzeit schwächere Rand ist gegenwärtig oft Thema von Diskussionen, die nicht nur am Stammtisch stattfinden.
Der Tenor ist jedoch gespalten. Während diejenigen, die auf importierte Produkte stehen oder demnächst ihren Auslandsurlaub planen der verzweifelten Auffassung folgen, dass der Rand dringend stärker werden muss, so streicheln die Finanzexperten und globalen Wirtschaftler doch eher das Fell des Bären und hoffen auf eine weitere Schwächung.
Warum? Der Hintergrund ist facettenreich, was schöner klingt als es ist! Aufgrund von Streiks und höheren Mineralölpreisen bis hin zu teuren Lohnrunden und investitionsbehinderndem Leihverhalten der Banken ist unser Handelsbilanzdefizit auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Mit 12,2 Mrd. Rand (über eine Milliarde Euro) ist es mittlerweile sieben mal so hoch wie im Vorjahr. Was das heißt? Wir importieren zu viel und exportieren zu wenig!
Der Ausstoß der Minen hat signifikant unter den Streiks gelitten und leidet weiter. Das reduziert das zum Verkauf stehende Warenvolumen. Darüber hinaus sorgen hohe Zinsen und teure Lohnrunden für Verkaufspreise, die im internationalen Vergleich zu hoch sind und damit reduziert sich die Absatzchance unserer Exportschlager. Die Rating-Agenturen haben es schnell erkannt, dass hier Unheil droht und die Kreditwürdigkeit Südafrikas von BBB+ auf BBB herabgesetzt. Damit sind wir in der Gesellschaft von Mexiko, Marokko und Peru, während Länder wie Thailand und Kasachstan doch glatt vor uns liegen.
Ein Ende der Streiks verbunden mit normalisiertem Ausstoß der Minen und schwächerem Rand würde unsere Exportzahlen wieder nach oben treiben und damit den Herren Moody, Standard und Poor den Angstschweiß wieder von der Stirn wischen. Im Gegenzug kosten dann der Cocktail in Miami Beach und die importierten Lebkuchen mehr, was aber einen vergleichbar vernachlässigbaren Umstand darstellt.
Bei den Streiks sind wir machtlos, aber beim Einkaufen können wir alle mal wieder zu lokalen Produkten greifen, so dass derzeit für den Schokoweihnachtsmann und die Glitzerengelchen gilt: local is lekker!
Ralph M Ertner, Into SA