Friday, September 22, 2023
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Reisebericht / Western Cape

Reisebericht von Peter Ascherl: „Kapstadt und das Western Cape“

Im Februar war es wieder so weit. Kapstadt hatte mich wieder. Leider gibt es ja keine Direktflüge mehr von München nach Kapstadt, so dass ich einen kleinen Umweg über Windhoek in Kauf nehmen musste. Dank meines Meilenkontingents bei der Air – Berlin ging’s diesmal in der Businessclass nach Windhoek und anschließend mit Air Namibia und einem Zwischenstopp in Walvis Bay weiter nach Kapstadt.

Vorweg schon mal, das Wetter mit Tagestemperaturen zwischen 26 Grad und 38 Grad, war während des gesamten Urlaubs bombastisch. Den halben Regentag habe ich problemlos weggesteckt.

Pünktlich in Kapstadt gelandet, Mietwagen übernommen. Ich war wieder „Zuhause“. Ein Gefühl, dass wahrscheinlich nur der versteht, der schon selbst in dieser schönsten Stadt der Welt war. Leider war mein Koffer in Windhoek stehen geblieben. Aber Dank der großartigen Hilfe von Angie Polizzi, meiner Guesthouse-Vermieterin in Milnerton, konnten wir dann am späten Abend das Problem gemeinsam lösen. Der Koffer war endlich am Cape Town International Airport angekommen. Der Urlaub konnte nun losgehen.

Meine ersten Tagestouren führten mich in das wunderschöne Swartland mit seinen historischen Städten und Dörfern wie Malmesbury und Riebeek–Kasteel. Große Schaf– und Rinderherden prägen eine einzigartige Landschaft mit riesigen Getreidefeldern. Bekannt wurde das Swartland auch durch den Anbau hervorragender Weine.

Von Riebeek–Kasteel aus erreicht man über den Nuweekloff Pass in kurzer Zeit das etwas abgelegene malerische Städtchen Tulbagh. Liebevoll restaurierte Giebelhäuser zeugen von der etwa 200 – jährigen kapholländischen Besiedelungsgeschichte. Tulbagh, zwischen den Bergen des Witzenberg-Gebirges und der Groot Winterhoek Wilderness gelegen, ist auf Grund seiner günstigen klimatischen Verhältnisse Garant für hervorragende Weine.

Natürlich durfte auch diesmal ein Besuch des liebenswerten Städtchens Franchhoek nicht fehlen. Umgeben von den Franchhoek–Bergen und den Groot-Drakenstein–Bergen, haben hier um das Jahr 1680 Hugenotten aus Frankreich eine neue Heimat gefunden. Ein Besuch des Hugenotten–Museums und meines Lieblingswinzers „Haut Cabriere“ gehörten wie immer zum absoluten Pflichtprogramm. Franchhoek, mit einer Vielzahl von Weingütern, welche absolute Spitzenweine produzieren, ist heute eines der wichtigsten Weinbaugebiete Südafrikas.

Über den Franchhoek–Pass, am Theewaterskloof Dam vorbei, ist über die R 321 das kleine Städtchen Grabouw zu erreichen. Vorbei an Botrivier führte mich der Weg direkt nach Hermanus.

An der Walker Bay liegend hat sich dieses kleine Städtchen zum Mekka für Walbeobachter entwickelt. Teilweise kommen die Wale bis zu 20 Meter an den Küstenstreifen heran. Wer will kann über einen kilometerlangen Küstenweg dieses einzigartige Schauspiel beobachten. Der einzige Walausrufer (whale–crier) lebt in Hermanus. Zu diesem Thema kann ich allen Interessierten das Buch (Der Walrufer) von Zakes Mda sehr empfehlen.

Durch den Massentourismus hat Hermanus leider in den letzten Jahren viel von seinem ursprünglichen Charme und Reiz verloren. Der Rückweg in Richtung Kapstadt führt durch eine stille, aber traumhaft schöne Landschaft. Vorbei an Betty’s Bay, Pringle Bay und Gordons Bay. An der Küstenstraße entlang stößt man kaum auf Menschen, aber umso mehr auf Baboons (Paviane), die ständig bereit sind leichtsinnigen Touristen die Brotzeit oder die Kamera zu stehlen. Aber aufgepasst, wir sind nicht im Streichelzoo, es handelt sich hier um wild lebende Tiere.

Die False Bay entlang bis Muizenberg und dann die M3 in Richtung Kapstadt zum Kirstenbosch Botanical Gardens, ein absolutes Muss für jeden Kapstadt-Besucher. Ein wunderschöner botanischer Garten an den Ausläufern des Tafelbergs. Sehr gepflegte Wege führen in die für das Kap typische Fynbosvegetation. 1660 pflanzte Jan van Riebeeck die ersten Hecken in diesem für die Kapstädter so beliebten Ausflugsziel. An meinem Besuchstag war der Parkplatz wegen eines im Park stattfindenden Jazzkonzerts leider übervoll. Trotz der Vielzahl der Besucher strahlt dieser botanische Garten Ruhe und eine angenehme Stille in einer wunderbaren Landschaft aus.

Natürlich stand auch der Tafelberg, das unübersehbare Wahrzeichen Kapstadts, wieder auf meinem Besuchsprogramm. Der atemberaubende Blick vom etwa 1.080 Meter hohen Plateau reicht über die Stadt, nach Robben Island, bis hin zur False Bay und den Winelands. Klippschliefer, possierliche Tiere, sind hier häufig anzutreffen. Wer diese meerschweinchen großen Nager sieht, wird nicht glauben, dass diese mit dem Elefanten verwandt sind.

Für mich immer unverständlich, dass große Teile der Besucher in „Badeausrüstung“ (Flip-Flops, kurze Hosen und Muskelshirts ) auf dem Tafelberg anzutreffen sind. Dabei wird vergessen, dass auf dem Berg häufig extrem starke und relativ kalte Winde vorherrschen. Auch sind die Temperaturen selbst im Hochsommer sehr kühl.

„Abseil Tafelberg“ für Adrenalin Junkees. Abseilen aus überhängenden Klippen in ca. 1.000 Metern Höhe. Die Abseilstrecke selber beträgt 112 Meter. Laut Veranstalter sind keine Vorkenntnisse notwendig. Benötigt werden nur feste Schuhe, warme Kleidung und etwas Mut. Trotz der gigantischen Aussicht auf den tiefblauen Atlantik hat mir der Mut jedoch gefehlt.

Besonders gerne berichte ich über meinen Besuch bei HOPE Cape Town im Tygerberg Hospital. HOPE Cape Town ist eine eingetragene Organisation in Südafrika, die im Bereich von HIV/AIDS und Tuberkulose in der Provinz Western Cape tätig ist. Emotional sehr berührt haben mich dabei die vielen Kleinkinder und Säuglinge auf der Station und der Gedanke, dass für einen Großteil unter ihnen das Leben schon nach kurzer Zeit vorbei sein wird.

Da ich schon einmal die Station besucht habe, war vieles für mich aber nicht mehr ganz neu. Beeindruckt hat mich wiederum, mit welcher persönlichen Hingabe sich die Mitarbeiter der Ithemba–Station („Hoffnung” in Xhosa) um ihre kleinen Schützlinge kümmern.

Nach diesem Rundgang durfte ich Pauline Jooste, die verantwortlichen Leiterin der Gesundheitsarbeiter von HOPE Cape Town, bei ihren Besuchen der Townships Blikkiesdorp sowie Delft begleiten. Beide Townships werden durch HOPE Cape Town betreut. Delft, das neben dem Cape Town International Airport liegt, ist für seine hohen Kriminalitätsraten bekannt. Blikkiesdorp wurde erst 2007 von der City of Cape Town gebaut.

Leider ist auch Blikkiesdorp gezeichnet durch eine hohe Kriminalität, extreme Armut, Hunger und grassierenden Krankheiten. Die Menschen leben in Wellblechhütten und sind den Unbilden der Witterung fast schutzlos ausgesetzt. In diesen Hütten (shacks) ist es im Sommer extrem heiß, während es in den Wintermonate kalt und feucht ist. Trotz bittere Armut und wenigen Perspektiven sind die Menschen, und vor allem die Kinder, lebensfroh und stets gut gelaunt.

Was ich nicht unerwähnt lassen will. Leider, oder selbstverständlich, hat Kapstadt auch zwei gänzlich verschieden Seiten. Einmal ist es diese grandiose und charmante Stadt mit dem Tafelberg, dem Atlantik, den Winelands, einem tollen mediterranen Klima und freundlichen Menschen. Nur es gibt sie auch, die andere Seite. Eine hohe Kriminalität, bittere Armut, HIV und Aids und ein stark zunehmendes Drogenproblem. Dieser Punkt wird leider häufig in den Hochglanzbroschüren der Reiseveranstalter bewusst vernachlässigt.

Dann war es leider wieder soweit. Koffer packen, die Rechnung bezahlen, der Abschied von den Freunden und Lisa, meiner neuen südafrikanischen Freundin (Dackeldame). Der Mietwagen musste ja auch noch abgegeben werden. Nach einer Übernachtung Windhoek, ging’s dann zurück in das winterlich verschneite München.

TafelbergWie jeder Urlaub, so ging auch dieser nach zwei spannenden und tollen Wochen leider wieder viel zu schnell zu Ende. Was bleibt ist die Erinnerung an die schönste Stadt der Welt, an viele glückliche Momente und Tage, die vielen alten und neu gefundenen  Freunde in der Ferne, und das sichere Gefühl : „Ich komme wieder“.

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