Friday, September 22, 2023
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Kap Depesche

Liebe Leserinnen und Leser,

Alles ist geschrieben, gesagt und gesendet  über die Fussball-Weltmeisterschaft.

Wir Journalisten haben die FIFA und ihr diktatorisches Gebaren kritisiert, Schlampereien beim Bau der Infrastruktur für die Spiele aufgedeckt, die damit verbundene Vetternwirtschaft und Korruption angeprangert und den wirtschaftlichen Nutzen für Südafrika hinterfragt.

 

Südafrika hatte die Fußball Weltmeisterschaft! Die Welt freute sich über klasse ibhola linkanobhutshuzwayo, Fußball. Und Sie, verehrte Leser, lernten  ein wenig Fussball-Vokabular in Zulu. Ukuqala komblalo!  Anstoß!

Besonders entzückt von der Fussball-Weltmeisterschaft waren die ANC Regierung und deren Kader. Denn die  sportlichen Kämpfe um den Jabulani, Ball boten eine willkommene Ablenkung vom stümperhaften Gebolze im inkundla, Stadion der südafrikanischen Politik.  Der entwickelte Teil der Welt auf der izihalo, Tribüne war von den schäbigen Fouls, ukudlalisa kabi vor einem Jahr  wenig begeistert.

 

Da ist Julius Malema, Anführer der ANCYL, der Jugendliga des ANC. Er ist 30 Jahre alt, doch mit seinem pausbäckigen Gesicht sieht er so aus, als sei er bei 16 stehen geblieben. Vielleicht war das ja ausschlaggebend bei seiner Wahl an die Spitze der ANC Jugendliga (ANVYL) vor drei Jahren. Kenntnisse demokratischer Spielregeln können es nicht gewesen sein. Daran mangelt es ebenso wie an Intellekt und Führungsqualität.

 

Julius hält sich für den Mannschaftskapitän. Nach professionellen Maßstäben dürfte er nicht einmal auf der Reservebank sitzen. Bei den jüngsten Spielen in der politischen Arena hetzte Julius fanatisch und besessen auf das Tor zu, pöbelnd und Obszönitäten singend. Ein ungehobelter umgadli, Stürmer, ohne Taktik, ohne Kalkül und obendrein farbenblind. Julius sieht nur schwarz-weiß.

 

„Kill the boer, the farmer!“ grölt Malema der gegnerischen Mannschaft entgegen. Ein Schlachtruf aus dunkler Zeit, der vollkommen out ist, den der Berufsjugendliche aber für schwarzes Kulturgut hält.

Ein europäischer Reporter stellt Fragen auf einer Pressekonferenz. Unverschämtheit. Julius geifert vor Wut und beweist vor laufenden Kameras der ganzen Welt, welch Geistes Kind er ist. Er beleidigt den Reporter, schimpft ihn einen „Bastard“ und „Agenten“. Dann wirft er ihn raus.

Laduuuma! Toorr! Das gehorsame Fussvolk der ANC Jugendliga jubelt, pustet schräge Töne aus den Vuvuzela, bunte Plastikröhren in die aufgeheizte Luft im Stadion…

 

Oops! Eigentor. Eines nachdem anderen. Die umlandeli webhola, die Fussballfans der oppositionellen Mannschaft werden inkontinent beim Lachen über den einfältigen umshayl wamagoli amaningi, Torschützenkönig. Julius aber denkt:: “Ich bin ein ganz Toller.“

Der unompempe, Schiedsrichter vom Hohen Gerichtshof Südafrikas bläst die impempe, Trillerpfeife und zeigt die gelbe Karte. Julius hat das nicht erkannt, korrigiert den Sitz seiner Designerjeans und blickt auf das edle Uhrwerk am Handgelenk. Tusch aus den Vuvuzela in der Nordkurve. Noch ist das Spiel nicht zu Ende.

 

Dann berichten die Reporter von Julius  früherem Freundschaftsbesuch in Zimbabwe. Dort wird auch Fußball gespielt. Aber ohne Regeln. Denn Robert „Bobby“ Mugabe, der umqeqeshi, Trainer der dortigen iqembu lesizwe, Nationalmannschaft hasst faire Spiele.

Bobby meint, dass bei einem Fussballspiel sich alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft verkompliziert. Deshalb klaut er ihnen die amakhokho, Fussballschuhe.  „Super“, jubelt Julius in die Kameras. „So sollten wir das auch bei uns zu Hause machen.“

Ganz übles Foul. Das kann selbst Südafrikas Trainer, Jacob Zuma nicht mehr schön reden. Er nimmt Julius vorläufig aus dem Spiel und schickt ihn zurück in die Fussball-Schule. Dort soll der Junge Fair Play lernen.

Denn der Berufsjugendliche ist ein gefährliches Grossmaul. Seine blödsinnigen und rassistischen Auftritte haben Südafrika sehr geschadet.

 

Malema gibt sich wie ein engstirniger Altrevoluzzer, war aber zum Ende der Apartheid  erst 13 Jahre alt. Als Südafrika 1994 die ersten freien Wahlen abhielt und Brasilien die 15. Fussballweltmeisterschaft in den USA gewann, pubertierte Malema unbedarft in seinem Heimat Township Seshego. Den Befreiungskampf gegen das Apartheid Regime kennt der Bube nur aus Erzählungen, vielleicht auch aus Büchern. Wenn er sie denn gelesen hat.

Fussballspieler sind für die Jugend Idole, Spieler, die omphumelele, Sieger sind und keine ohluliwe, Verlierer wie Julius Malema.

 

Mit seinen jüngsten Eskapaden hat er wieder ein paar Eigentore geschossen und der Mannschaft schweren Schaden zugefügt. Wird ihn der Trainer wieder aufstellen oder erhält er vom Verband sogar die rote Karte? Dem Land Südafrika wäre es zu wünschen.

Ludger Pooth

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