Südafrikas Weinwirtschaft reagiert auf die Kritik, die ein Bericht der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch an den Arbeits- und Wohnbedingungen auf den Wein- und Obstfarmen in der westlichen Kap-Provinz aufzeigt.
Dem Bericht zufolge werden Landarbeitern dort angemessene Wohnungen, ausreichende Schutzbekleidung und grundlegende Arbeitnehmerrechte verwehrt. Su Birch, CEO des südafrikanischen Weinverbands Wines of South Africa (WOSA), bemängelt, dass die Studie ein verzerrtes Bild der Situation wiedergebe. Dadurch könne für die Branche und somit für die Arbeiter selbst „substanzieller Schaden entstehen“.
Der rund hundertseitige Bericht „Ripe with Abuse: Human Rights Conditions in South Africa’s Fruit and Wine Industries“ von Human Rights Watch stellt unter anderem heraus, dass Arbeitnehmer vor Ort unter unwürdigen Bedingungen lebten, ohne Schutzbekleidung Pestiziden ausgesetzt seien, während der Arbeit keinen Zugang zu Toiletten und Trinkwasser hätten und davon abgehalten würden, Gewerkschaften zu gründen. Darüber hinaus dokumentiert er unsichere Besitzverhältnisse und die drohende Vertreibung von Langzeitbewohnern auf Farmen.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation basiert die Studie auf mehr als 260 Gesprächen mit Landarbeitern, Farmeigentümern, Vertretern der Zivilgesellschaft, Industrie und Regierung, Juristen, Gewerkschaftsmitgliedern und Wissenschaftlern. Eine geringe Zahl der Gesprächspartner habe berichtet, dass alle arbeitsrechtlichen Vorschriften befolgt würden und die Arbeitgeber sogar weitergehende positive Maßnahmen ergriffen.
Dass die gesetzlich vorgeschriebenen umfangreichen Sicherheiten in der Praxis nicht garantiert würden, liegt laut Human Rights Watch vor allem daran, dass die Regierung die Betriebe nicht angemessen überwache und die Gesetze nicht wirkungsvoll durchsetze. Die Organisation fordert „unverzüglich Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeits- und Wohnbedingungen“.
WOSA-Geschäftsführerin Su Birch befürwortet, dass inhumane Praktiken thematisiert werden. Sie befürchtet jedoch, dass eine öffentliche Kampagne wie die von Human Rights Watch dazu führen könne, dass Konsumenten südafrikanische Weine meiden und der Weinbranche damit die wirtschaftliche Substanz für weitere soziale Leistungen verloren gehe.
Nach Aussage von Birch haben Südafrikas Weinerzeuger in den letzten Jahren erheblich in Wohnraum und die soziale Förderung ihrer Arbeiter investiert. Mit der Gründung der Wine Industry Ethical Trade Association (WIETA) sei zudem ein anerkanntes und humanitäres Entwicklungs- und Auditierungsprogramm für landwirtschaftliche Farmen eingerichtet worden. Der sorgsame Umgang mit Pestiziden und Arbeitssicherheit sei in den Richtlinien und der Zertifizierung für nachhaltige Weinerzeugung (IPW) festgelegt.
Birch verweist abschließend darauf, dass Südafrika der größte Anbieter von Fairtrade-Weinen sei.